Heilbronner Sinfonie Orchester - Orchester

Chronik

Zur Geschichte des Heilbronner Sinfonie Orchesters
1948
Unter Leitung des ehemaligen musikalischen Oberleiters des Heilbronner Stadttheaters, Dr. Ernst Müller, gründeten Musiker des einstigen Theaterorchesters mit weiteren im Großraum Heilbronn ansässigen Berufsmusikern ein „Theater- und Konzertorchester“. Der Start war äußerst schwierig: Ungeeignete Probenräume, kein Heizmaterial, Kisten als Sitzgelegenheit, Noten, die von Hand geschrieben werden mussten, fehlende Instrumente usw. Die Liebe zur Musik, der Wille zum Wideraufbau überwand alle Schwierigkeiten. Am 5. November 1948 erklangen in der Kantine der Fa. Knorr Schuberts 6. Sinfonie und Beethovens 2. Sinfonie.
1948 – 1959
Bereits 1948 unterstützte der Heilbronner Gemeinderat das HEILBRONNER SINFONIE ORCHESTER mit einem monatlichen Zuschuss von DM 1500.-. Bald wurde das Orchester seiner Hauptaufgabe entsprechend in „HEILBRONNER SYMPHONIEORCHESTER“ umbenannt. Eine ständige Abonnementreihe wurde eingerichtet. Ziel war, monatlich ein Sinfoniekonzert zu veranstalten. Trotz der begrenzten Möglichkeiten standen in diesen Jahren Werke von Gluck, Bach, Händel, sämtliche Beethoven-Sinfonien, Haydn, Mozart, Schubert, Schumann, Brahms, Liszt, Tschaikowsky, Dvořák, selbst Bruckner und Wagner auf dem Programm.
1960
In diesem Jahr wurden die städtischen Mittel für das HEILBRONNER SYMPHONIE-ORCHESTER gestrichen und das Orchester kurzfristig aufgelöst.
Führende Mitglieder des HEILBRONNER SYMPHONIEORCHESTERS ergriffen die Initiative, um ein Kammerorchester zu gründen. Als Dirigent konnte Jörg Faerber gewonnen werden. Im November 1960 wurde der Heilbronner Orchesterverein e.V. als Trägerverein des Orchesters unter Führung des bekannten Heilbronner Pianisten und Unternehmers Kurt Lichdi gegründet. Die verbliebenen Musiker des HEILBRONNER SYMPHONIEORCHESTERS gaben nicht auf. Sie verpflichteten Kapellmeister Helmut M. Reger, der aus Essen nach Heilbronn gekommen war. Das Orchester wurde in HEILBRONNER SINFONIE ORCHESTER umbenannt. Seit diesem Zeitpunkt existieren zwei selbständige Orchester in Heilbronn.
1961 – 1962
Unter der Leitung von Helmut M. Reger fand ein vielbeachteter Beethoven-Zyklus mit bekannten Solisten, wie z.B. Ricardo Odnoposoff, Jakob Gimpel, Monique Haas und eine Aufführung von Beethovens 9. Sinfonie mit dem Liederkranz Heilbronn statt.
Konzertreihe des Heilbronner Sinfonie Orchesters mit 9 Sinfoniekonzerten, ausgezeichneten Solisten und einer umjubelten Aufführung von Carl Orffs „Carmina Burana“ mit dem Liederkranz Heilbronn.
In diesem Jahr wurde das Orchester in einen eingetragenen Verein umgewandelt. Aus einem Förderkreis, dem u.a. Irmgard Link, Elisabeth Krauß-Ortlieb, Otto Friz, Erich Gebel, Albert Friedrich, Friedrich Titus, Heinz Lautenschläger, Franz Brand angehörten, wurde Hans A. Hey zum 1. Vorsitzenden des Vereins gewählt.
1962 veranstaltete das Heilbronner Sinfonie Orchester unter der Schirmherrschaft des damaligen Oberbürgermeisters Paul Meyle ein Wohltätigkeitskonzert zugunsten der Opfer der Hamburger Hochwasser-Katastrophe. Über 2000 begeisterte Besucher feierten als Solisten den weltberühmten Bassisten Gottlob Frick.
1963
Im April 1963 wird der über Jahre dauernde sogenannte „Heilbronner Orchesterkrieg“ endgültig entschieden. Dem Württ. Kammerorchester Heilbronn wird mit einer knappen Mehrheit der städtische Zuschuss in Höhe von 125 000 DM allein zugesprochen. Das Heilbronner Sinfonie Orchester geht leer aus.
1963 – 1964
Durch die fehlenden Finanzmittel kann keine Konzertreihe mehr durchgeführt werden. Es werden jedoch 2 Konzerte veranstaltet. Alle Orchestermitglieder verzichteten auf eine Vergütung. Der Förderverein finanziert die Kosten aus Spenden seiner Mitglieder.
1964
Der Heilbronner Gemeinderat belohnt den Durchhaltewillen des Orchesters, indem er einen Zuschuss von DM 40 000 genehmigt.
Gründung einer Spielgemeinschaft mit dem „Schwäbischen Symphonieorchester Reutlingen“ (später Württ. Philharmonie Reutlingen). Dieses Zusammenwirken hat sich künstlerisch und ökonomisch ausgezeichnet und bewährt. Die Besetzung der beiden Klangkörper ermöglicht dem Heilbronner Sinfonie Orchester die Chance, fast alle Werke der Sinfonik aufführen zu können.
1964 – 1965
Ab diesem Zeitpunkt wird wieder eine Abonnementreihe in Heilbronn durchgeführt. Die Leistungen des Orchesters verbessern sich ständig. Abonnenten- und Besucherzahlen steigen kontinuierlich.
1965 – 1970
Im Januar erklärt der künstlerisch ausgezeichnete, in seiner Zusammenarbeit mit dem Orchester aber schwierige Dirigent Helmut M. Reger seinen Rücktritt. In den 10 Jahren, die er das Orchester leitete, hat sich das Heilbronner Sinfonie Orchester zu einem nicht mehr wegzudenkenden, wertvollen Faktor des Kulturlebens in der Region entwickelt. Die Heilbronner Musikszene und das Heilbronner Sinfonie Orchester haben Helmut M. Reger viel zu verdanken.
1971
Nach Helmut M. Reger übernahm mit Professor Walter Deyle ein Dirigent die künstlerische Leitung, der im In- und Ausland, zuletzt in Japan, namhafte Orchester geleitet hatte. Bei seinem Antritt in Heilbronn konnte er mit einem Richard-Wagner-Festkonzert einen riesigen Erfolg erringen. Mit den beiden großen Wagner-Sängern Wolfgang Windgassen und Gottlob Frick wurde der Karfreitags-Zauber aus Richard Wagners „Parsifal“ ein unvergessliches Erlebnis.
1972 – 1976
Professor Walter Deyle leitete und konsolidierte das Heilbronner Sinfonie Orchester. Er fühlte sich besonders den klassisch-romantischen Werken verpflichtet und brachte in diesem Repertoire seine stärksten Leistungen. In diese Zeit fiel auch das 25jährige Jubiläum des Orchesters im Jahre 1973. Das Festkonzert wurde wegen einer Erkrankung von Walter Deyle vom damaligen Chefdirigenten der Württ. Philharmonie Reutlingen, Dimitri Agrafiotis, geleitet. Die Heilbronn besonders verbundenen Solisten dieses Konzerts, Michael Grube, Violine und Gerhard Oppitz, Klavier, errangen bei diesem Anlass große Erfolge. Ende 1976 beendete Prof. Deyle seine Tätigkeit beim Heilbronner Sinfonie Orchester.
1976 – 1977
In diesem Jahr wurde die Konzertreihe von verschiedenen Dirigenten geleitet. Die Bewerber für die vakante Stelle des künstlerischen Leiters stellten sich dem Unterländer Publikum vor. Als neuer Dirigent wurde Peter Braschkat gewählt.
1977 – 2017
Die Berufung von Peter Braschkat erwies sich für das Heilbronner Sinfonie Orchester als Glücksfall. Unter seiner Leitung wurde die gesamte Programmstruktur modernisiert. Braschkat verließ die traditionellen Pfade und präsentierte auch seltener gespielte Werke. Sein Programmangebot richtete sich stets an einer klaren künstlerischen Konzeption aus. Er legte auch viel Wert darauf, Kompositionen anzubieten, die von den anderen Konzertveranstaltern in Heilbronn nicht gebracht werden. Dadurch wurde die musikalische Vielfalt entscheidend bereichert. Braschkat gelang es durch seine Verbindungen, das Orchester durch die Verpflichtung von hervorragenden Musikern weiter zu verbessern und zu verjüngen. 1979 wurde nach einem Wagner-Konzert Kammersänger Gottlob Frick, der sich in Heilbronn durch seine überragenden Auftritte einen treuen Freundeskreis geschaffen hatte, zum Ehrenmitglied ernannt.
Im Jahre 1993 konnte durch die Unterstützung der Stadt Heilbronn das Orchester um 9 Musikerstellen erweitert werden. Durch diese künstlerisch dringende Aufstockung wurden die Eigenständigkeit, die klangliche Homogenität und der spezifische Klang des Orchesters gestärkt. Die Spielgemeinschaft mit der Württ. Philharmonie Reutlingen wurde modifiziert und in eine lose Zusammenarbeit umgewandelt.
Das Publikum nahm die Programmkonzeption von Peter Braschkat hervorragend an. Dies wurde durch die ständig steigende Abonnentenzahl eindrucksvoll bestätigt. Nicht zuletzt durch einen Stamm von über 1500 Abonnenten war fast jedes Konzert so gut wie ausverkauft.

Mit Ende der Konzertsaison 2016/17 übergab Peter Braschkat, der das Heilbronner Sinfonie Orchester über 40 Jahre lang geleitet hatte, den Taktstock an Alois Seidlmeier, der bereits in den Jahren zuvor einige Male als Gast am Pult des HSO gestanden hatte.

seit 2017
Alois Seidlmeier erwies sich ohne Zweifel als Idealbesetzung für die Nachfolge Peter Braschkats. Es war rasch zu erkennen, dass bei ihm die Chemie mit dem Orchester sofort stimmte. Mit klaren musikalischen Vorstellungen, einer freundlichen, aber fordernden Probenarbeit und einer souveränen Schlagtechnik, verbunden mit einer mitreißenden Bühnenpräsenz, konnte er sowohl die Qualität des Orchesters als auch die Begeisterung des Publikums nochmals steigern. An der bewährten Programmkonzeption mit der Mischung aus beliebten Repertoirestücken und spannenden Neuentdeckungen hielt er fest: Zu den bisherigen Höhepunkten seiner Ära zählen unter anderem Aufführungen von Strawinskys Feuervogel-Suite, Tschaikowskis b-Moll-Klavierkonzert, Berlioz’ „Symphonie fantastique“, Rimski-Korsakows „Shéhérazade“ und zahlreichen großen Sinfonien von Beethoven bis Bruckner, aber auch Werke von Fazıl Say und Clara Schumann sowie Uraufführungen von Zaza Miminoshvili und Enjott Schneider.
Leider traf die Corona-Pandemie auch das HSO mit voller Wucht: Das für den 15. März 2020 geplante Konzert mit Mozarts „Jupiter-Sinfonie“ musste wenige Tage vorher abgesagt werden, und erst im Oktober 2021 konnte wieder ein einigermaßen regelmäßiger Konzertbetrieb in der Harmonie aufgenommen werden – mit zwei Konzerten um 15.00 und um 19.30 Uhr, einem verkleinerten Orchester und vor stark reduziertem Publikum. Dennoch konnte auch in der „Corona-Spielzeit“ mit beispielsweise Beethovens „Eroica“, Schuberts „Unvollendeter“ (in viersätziger Fassung!) und der mitreißenden „Carmen“-Suite von Rodion Schtschedrin ein attraktives Programm geboten werden. Sehr erfreulich ist, dass auch das Publikum allmählich in großer Zahl zurückkehrt; beim spektakulären Filmmusikkonzert in März 2023 durfte das HSO endlich wieder vor praktisch ausverkauftem Haus spielen.
Viele Traditionen aus der Ära Braschkat werden auch unter Seidlmeier fortgesetzt: Das Opernkonzert im Herbst, das in Zusammenarbeit mit der Gottlob-Frick-Gesellschaft veranstaltet wird, das Musizieren mit bedeutenden Solisten (hier soll nur stellvertretend Gerhard Oppitz genannt werden, mit dem das Orchester eine jahrzehntelange Freundschaft verbindet und der zuletzt im Mai 2023 mit Brahms’ zweitem Klavierkonzert zu hören war) oder das stimmungsvolle Open-Air-Konzert im Juli in der bezaubernden Kulisse des Deutschhofs. Auch neue Traditionen haben sich ergeben: Seit 2016 spielt das HSO im „Klassik Open Air“-Festival auf dem Kiliansplatz und begleitet dort Bundespreisträger des Wettbewerbs „Jugend musiziert“ – das Fördern von jungen Talenten war dem Heilbronner Sinfonie Orchester schon immer ein ganz besonders wichtiges Anliegen.
Im Zentrum der Jubiläumssaison zum 75. Geburtstag des Orchesters stand am 12. November 2023 eine Aufführung der 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven, bei der auch der Philharmonische Chor Heilbronn zu Gast war.

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